Kanzerogenitätsindex
Der Kanzerogenitätsindex
Welche Fasern können im menschlichen Körper Krebs erzeugen? Bei welchen künstlich hergestellten Fasern ist im Umgang Vorsicht geboten?
Im folgenden Artikel widmen wir uns dem sogenannten Kanzerogenitätsindex, eine wissenschaftlich fundierte Einteilung über das krebserregende Potenzial einzelner Arbeitsstoffe. Diese finden unter anderem zur Verstärkung von Kunststoffen oder bei der Wärmedämmung Verwendung. Der Kanzerogenitätsindex ist demnach ein bedeutendes Instrument bei der Festlegung neuer Sicherheitsvorschriften und zur Beurteilung des gesundheitlichen Risikos durch Faserstoffe.
Was bedeutet Kanzerogenitätsindex?
Der Begriff Kanzerogenitätsindex beinhaltet das Adjektiv „kanzerogen“. Doch was bedeutet „kanzerogen“ eigentlich? Kanzerogen ist ein Synonym für das Wort „krebserregend“. Bei kanzerogenen Stoffen handelt es sich demnach um Materialien, die im menschlichen Körper zu bösartigen Tumoren führen können. Neben Tabakrauch oder chemischen Verbindungen können auch synthetisch hergestellte Fasern wie mineralische oder keramische Wollen, Textilglasfasern oder Schlackenwollen eine gesundheitliche Gefahr darstellen. Künstlich hergestellte Fasern setzen sich aus mehreren mineralischen Substanzen wie Glas oder Stein zusammen. Aufgrund dieser Zusammensetzung sind die künstlich hergestellten Mineralfasern oftmals biobeständig. Das bedeutet, sie können, einmal eingeatmet, in der Lungenflüssigkeit nicht so leicht abgebaut werden.
Kanzerogenitätsindex: Einteilung der Fasern
Wie ist der Kanzerogenitätsindex definiert und nach welchen Kriterien erfolgt eine Einteilung der Fasern? In der Technischen Regel für Gefahrstoffe (TRGS 905) ist im Kanzerogenitätsindex definiert, wie hoch der krebserzeugende Grad der künstlichen Mineralfaserprodukte ist. Dies berechnet sich nach der chemischen Verbindung der Fasern. Eine künstliche Mineralfaser ist demnach umso krebserregender je kleiner der Wert des Kanzerogenitätsindex ist.
Doch wie kann aus einer winzigen Faser ein Tumorgewebe entstehen? Aufgrund ihrer Beschaffenheit und Ausmaße können mineralischen Fasern tief in die Lunge gelangen. Verweilt diese „lungengängige“ Faser längere Zeit an einem Ort, reagiert das Immunsystem mit Veränderungen. Eine Schädigung des Lungengewebes sowie die Entstehung eines Tumors sind möglich. Der Kanzerogenitätsindex bietet einen Überblick über das Krebspotenzial der unterschiedlichen synthetischen Mineralfasern.
Krebserregende Fasern laut Kanzerogenitätsindex
Ob generell von einer Faser eine gesundheitliche Gefahr ausgeht, wenn sie eingeatmet wurde, kann nach den folgenden Indikatoren bemessen werden:
- Faser ist dünner als 3 μm
- Faser ist länger als 5 μm
- Das Verhältnis von Länge zum Durchmesser ist größer als 3
Demnach gilt auch für die künstliche Mineralfaser: Je dünner und länger, desto gesundheitskritischer ist sie.
Im Fall von Asbest ist dies vielen Menschen bekannt. Doch auch bei Glaswolle, die oft in der Wärmedämmung von Häusern verbaut wird, gehen somit gesundheitliche Gefahren aus. Nicht vorschriftsmäßig verarbeitet, kann dies unangenehme Folgen für Handwerker oder Hausbesitzer bedeuten.
Aber nicht jede künstlich hergestellte Faser steht in dem Verdacht, Krebs zu erzeugen. Dies ist im Kanzerogenitätsindex ersichtlich. So werden künstliche Mineralfasern mit einem Kanzerogenitätsindex zwischen 30 und 40 verdächtigt, Krebserkrankungen auszulösen. Hingegen gelten synthetisch hergestellte Fasern mit einem Kanzerogenitätsindex von >40 als nicht krebserregend.
Referenzen:
https://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/risiken/index.php
https://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/risiken/asbest.php
http://www.baua.de/de/Themen-von-A-Z/Gefahrstoffe/TRGS/TRGS-905_content.html
http://bfga.de/arbeitsschutz-lexikon-von-a-bis-z/fachbegriffe-j-r/kmf-fachbegriff/
http://www.lfu.bayern.de/umweltwissen/doc/uw_32_kuenstliche_mineralfasern.pdf