Glaswolle krebserregend
Ist Glaswolle krebserregend?
Ob Glaswolle krebserregend ist, hängt unter anderem von der Größe und dem Kanzerogenitätsindex der Fasern ab. Glaswolle gehört zu den Mineralwollen und wird meistens zur Wärmeisolierung und zum Schallschutz eingesetzt. Glaswolle wird zu einem Großteil aus Glas hergestellt, das mit speziellen Verfahren unter dem Zusatz von Bindemitteln zu feinsten, elastischen Fasern verarbeitet wird.
Was ist Glaswolle? Wie wird diese hergestellt?
Besonders ältere Glaswolle kann krebserregend sein. Heutzutage wird Glaswolle allerdings so hergestellt, dass ein krebserregendes Potenzial weitgehend ausgeschlossen werden kann. Glaswolle gehört wie Schlackenwolle und Steinwolle zu den künstlichen Mineralfasern (KMF). Glaswolle besitzt sehr gute Wärmedämmeigenschaften und ist beständig gegenüber Feuchtigkeit, Schimmel und Schädlingen. Außerdem schluckt Glaswolle Schallwellen und eignet sich als Brandschutz. Aufgrund dieser Eigenschaften wurde und wird Glaswolle in sehr vielen Gebäuden eingesetzt.
Glaswolle wird aus den Rohstoffen Glas (vielfach Altglas), Kalkstein, Sand, Soda, Binde- und Schmelzmitteln hergestellt. Bei Temperaturen von weit über 1.000 °C werden aus den mineralischen Rohstoffen durch Schleudern, Ziehen oder Blasen Endlosfasern oder watteartige Faserverbünde hergestellt. Zugesetzte Bindemittel (Kunstharze) und Schmelzmittel machen die Glaswolle unter anderem elastisch und wasserabweisend. Hersteller kennzeichnen nicht krebserregende Glaswolle mit dem RAL-Gütezeichen.
Wann kann Glaswolle krebserregend sein: WHO-Fasern
Glaswolle ist nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft krebserregend, wenn die Fasern der Wolle einen Durchmesser von weniger als 3 µm und eine Länge von mehr als 5 µm haben. Auch das Verhältnis von Länge zu Durchmesser ist für das krebserregende Potenzial von Glaswolle wichtig. So wird ein Verhältnis von Länge zu Durchmesser größer als 3:1 als kritisch angesehen.[1] Fasern mit obigen Eigenschaften werden auch als sogenannte WHO-Fasern bezeichnet. Die WHO (World Health Organisation) stuft diese Fasern wegen ihrer Lungengängigkeit und der besonderen Geometrie als krebserregend ein.
Die menschliche Lunge kann WHO-Fasern nicht oder nur schlecht abbauen oder ausscheiden. Deshalb erhöht Glaswolle mit bestimmten Fasergrößen vor allem das Risiko für Lungenkrebs. Ein weiteres Kriterium für die teilweise krebserregenden Eigenschaften von Glaswolle ist der Kanzerogenitätsindex (KI). Der KI leitet aus den enthaltenen Bestandteilen von Fasern ihre Löslichkeit im menschlichen Körper ab. Glaswolle und andere Mineralwollerzeugnisse dürfen heute in Deutschland nur noch verkauft werden, wenn ein KI von größer oder gleich 40 vorliegt.
Besonders alte Glaswolle kann krebserregend sein
Nach den Kriterien des Kanzerogenitätsindex und der WHO krebserregende Glaswolle wurde in Deutschland vielfach noch bis zum Jahr 1995 hergestellt. Seit dem Jahr 2000 darf diese Glaswolle nicht mehr verbaut werden. Glaswolle mit krebserregenden Eigenschaften wird zu einer besonderen Gefahr, wenn diese bei Sanierungs- oder Abbrucharbeiten freigelegt und bewegt wird.
Dabei kann es zu Faserbrüchen und verstärkter Entwicklung von feinem Glasfaserstaub kommen, der tief in das Lungengewebe eindringen kann. Auch Hautreizungen sind durch Glasfasern möglich. Deshalb sollte beim Umgang mit Glaswolle immer entsprechende Schutzkleidung und ein Atemschutz getragen werden. Mit dem Asbest-Test-Plus wird Ihnen gesagt, ob KMF enthalten sind. Die KMF-Analyse kann detailliert feststellen, ob die in Ihrem Gebäude verbaute Glaswolle krebserregend sein könnte.
Referenzen:
[1] Bayerisches Landesamt für Umwelt, „Künstliche Mineralfasern“: http://www.lfu.bayern.de/umweltwissen/doc/uw_32_kuenstliche_mineralfasern.pdf